Fördermittel für industrielle Abwärmenutzung

Abwärmenutzung als Energieeffizienzmaßnahme – Förderung für industrielle Abwärme

von | 20. Nov 2019

In vielen Prozessen der Industrie und dem Gewerbe entstehen Wärmeverluste. Einige können durch energieeffiziente Komponenten vermieden werden, jedoch gibt es ebenfalls unvermeidbare Abwärmemengen, die dennoch wirtschaftlich sinnvoll genutzt werden können. Die Bandbreite an Chancen für Unternehmen ist gegeben, doch wie können Fördermittel dabei unterstützend wirken?

Für die Industrie entfallen circa 30 Prozent des Energiebedarfs in Deutschland. Davon werden mehr als zwei Drittel für Prozesswärme genutzt. Aus physikalischen, technischen oder auch wirtschaftlichen Gründen ist Abwärme oft in Unternehmen nicht vermeidbar. Dennoch gibt es dafür verschiedene Ansätze die unvermeidbare Abwärme zu nutzen. So können Unternehmen beispielsweise die Abwärme anlagen- bzw. prozessintern nutzen. Dabei wird häufig von einer Wärmerückgewinnung gesprochen. Weiterhin gibt es auch die betriebsinterne Nutzung der Abwärme, die in einen weiteren Prozess eingespeist wird. Bei der externen Nutzung wird von der Abgabe der Abwärme in ein Nah- oder Fernwärmenetz gesprochen.

Aus der Sicht der Förderung und der Wirtschaftlichkeit stellt die prozessinterne Nutzung von Abwärme die beste Variante für Unternehmen dar. Diese Kategorie weist geringe Distanzen auf und keine Abhängigkeiten gegenüber weiteren Prozessen oder Anlagen.​

Wärmerückgewinnung in Prozessanlagen
Abwärmenutzung für Prozessanlagen

Vorteile und Nachteile der industriellen Abwärmenutzung

Unabhängig ob sich ein Unternehmen für eine Abwärmenutzung oder eine Wärmerückgewinnung entscheidet, aus ökologischer Sicht betrachtet, ist die Nutzenergie aus der Abwärme CO2-neutral. Weiterhin entstehen bei diesen Maßnahmen ökonomische Effekte wie die Einsparung elektrischer oder thermischer Energie. Dennoch gibt es für alle Ansätze wichtige Vor- und Nachteile, die ein Unternehmen bei der Planung einer Abwärmenutzung beachten sollte.

Vorteile:

  • Reduzierung des Energiebedarfs und der Energiekosten
  • Verbesserung der Produktivität der Anlagentechnik
  • Verringerung der Umweltbelastung
  • größere Unabhängigkeit von externen Energieversorgern
  • Außendarstellung als umweltfreundliches Unternehmen

Nachteile:

  • Maßnahmen zur Abwärmenutzung sind mit zusätzlichen Aufwendungen verbunden
  • Abhängigkeit durch Verbindung verschiedener Anlagen, insbesondere Ausfälle und Umstrukturierungen gelten als problematisch
  • Reservestruktur für den Ausfall von Teilen des Abwärmeverbunds

Beantragt ein Unternehmen Fördermittel für eine Abwärmemaßnahme, so werden die zusätzlichen Aufwendungen finanziell unterstützt und können deshalb als Vorteilen gelten.

Nutzungsmöglichkeiten von Abwärme in Industrieunternehmen

Unternehmen können ihre Abwärmepotenziale über verschiedene Wege realisieren. Ein maßgebendes Kriterium ist das Temperaturniveau. Je nach Temperatur der Abwärmequelle können verschiedene Abwärmesenken realisiert werden. Als Abwärmequellen gelten beispielsweise Prozessabluft, Kälteanlagen / Kühlsysteme, Drucklufterzeugung und Raumlufttechnische Anlagen. Die Nutzungsmöglichkeiten reichen dabei von der Wärmebereitstellung über Kältebereitstellung bis hin zur Strombereitstellung. Bei der Wärmebereitstellung können Unternehmen Anlagetechniken wie Wärmetauscher, Wärmespeicher oder Wärmepumpen einsetzen, um die Abwärme für interne Prozesse weiter zu nutzen. Bei der Kältebereitstellung hingegen werden Adsorptionskältemaschinen und Absorptionskältemaschinen zur Abwärmenutzung verwendet. Zur Strombereitstellung sind besonders Abwärmeströme aus Hochtemperaturprozessen geeignet, da diese über Dampf(gas)turbinen oder ORC-Anlagen das Unternehmen rückgewinnend mit Strom versorgen.

industrielle Abwärmenutzung Förderzuschuss

Fördergelder für industrielle Abwärmenutzung – Abwärmenutzung ist wirtschaftlich!

Wenn Unternehmen in energieeffiziente Maßnahmen investieren, können Sie Fördermittel beantragen. Das gilt insbesondere für Maßnahmen zur Abwärmenutzung oder -vermeidung. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie veröffentlichte Anfang des Jahres die Bundesförderung für Energieeffizienz in der Wirtschaft. Dieses Förderprogramm ist das neu aufgelegte Förderprogramm als Ersatz für das KfW-Abwärme Förderprogramm 294 und das KfW-Abwärme Förderprogramm 494. Sowohl kleine und mittlere Unternehmen (KMU) als auch große Unternehmen haben die Möglichkeit auf eine Förderung im Bereich Energieeffizienz. Die Förderung berechnet sich nach der jährlichen Einsparung der CO2-Emission. Somit werden große Unternehmen mit 500 Euro pro eingesparter Tonne CO2 im Jahr unterstützt, die auf maximal 30 Prozent der förderfähigen Investitionskosten eingeschränkt sind. KMU hingegen profitieren von 700 Euro pro eingesparter Tonne CO2, die auf maximal 40 Prozent der förderfähigen Investitionskosten festgesetzt sind.

Die Bundesförderung für Energie- und Ressourceneffizienz in der Wirtschaft wurde im November 2021 umfangreich novelliert. Das Bundesamt für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) fördert somit Investitionen in energieeffiziente Anlagentechnik für kleine und mittlere Unternehmen mit 900 Euro pro jährlich eingesparter Tonne CO2, sowie große Unternehmen mit 500 Euro pro jährlich eingesparter Tonne CO2. Die maximalen förderfähigen Investitionskosten sind dabei für KMU auf 40 Prozent festgesetzt und für große Unternehmen auf 30 Prozent.

Eine Förderabschätzung für Abwärmenutzung und -vermeidung lohnt sich immer, denn ecogreen bietet eine kostenfreie Vorabschätzung Ihres Projektvorhabens an.

Quellen:
Bild
Wärmerückgewinnung und Abwärmenutzung: Hirzel, Simon / Benjamin Sontag / Dr.-Ing. Clemens Rohde (2013): „Industrielle Abwärmenutzung Kurzstudie“, Karlsruhe, Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI 2015.
Bild Temeraturniveau Abwärmequelle, Abwärmesenke:
Grahl, Andrea/ Joest, Steffen / Raulien, Tom (2015): „Erfolgreiche Abwärmenutzung im Unternehmen“, Berlin, Deutsche Energie-Agentur GmbH, 2015.

Bildlizenz:
© Urheber: Andrei Merkulov – adobestock | ID: 207090917