Fördermittel für energieeffiziente Rechenzentren

Energieeffizienz im Rechenzentrum – Ist die PUE maßgeblich für die Förderung?

von | 7. Sep 2020

Rechenzentren zählen mit zu den größten Energieverbrauchern in Deutschland. Das ist in den vergangenen Monaten durch Homeoffice und digitalen Unterricht wieder deutlich geworden. So müssen sich Rechenzentrumsbetreiber mit steigenden Energiekosten als auch exponentiell wachsenden Ansprüchen an die Kapazität auseinandersetzen. Doch was macht ein energieeffizientes Rechenzentrum aus?

Eines ist klar: Je leistungsfähiger ein Rechenzentrum ist, umso energie- und kostenintensiver wird es. Deshalb müssen Rechenzentrumsbetreiber handeln und setzen verschiedene Kenngrößen zur Ermittlung der Energieeffizienz des Rechenzentrums ein. Die PUE (Power Usage Effectiviness) hat sich dabei als technische Kennzahl besonders in der Branche etabliert.

PUE gleich Energieeffizienz?

Der PUE-Wert wurde 2007 von der Green Grid Initiative zur Ermittlung der Energieeffizienz für Rechenzentren eingeführt. Diese Kennzahl setzt die insgesamt verbrauchte Energie eines Rechenzentrums in das Verhältnis zu der Energieaufnahme der IT-Infrastruktur. Jedoch entsteht ein Konflikt in der Aussagekraft des PUE-Wertes hinsichtlich der Energieeffizienz. Die PUE unterliegt abhängig vom Zeitpunkt der Messung umfangreichen Schwankungen. Zusätzlich werden Verbesserungen im Bereich der Energieeffizienz nicht berücksichtigt. Denn es gibt Maßnahmen, die den Energieverbrauch senken, aber gleichzeitig die PUE ansteigen lassen.

PUE Wert Rechenzentrum Energieeffizienz

Die PUE ist ein wichtiger Indikator für Rechenzentrumsbetreiber, sollte aber jedoch nie isoliert betrachtet werden, wenn es um den gesamten Energieverbrauch geht. Weitere Ansätze moderner Rechenzentren setzen auf den Performance-Ansatz und umfassen somit Leistungssteigerung bei gleichzeitiger Energieeinsparung. Doch die Hardware ist nur begrenzt skalierbar. Von daher stellt sich die Frage: Was passiert, wenn das Rechenzentrum sprichwörtlich aus allen Nähten platzt. Wie können Rechenzentrumsbetreiber dann die Energieeffizienz bewerten?

Energieeffizienz im Sinne der Förderung

Aus Sicht der Förderung wird die Energieeffizienz auf die Anlagentechnik bezogen. Das bedeutet, je effizienter die Anlagentechnik ist, desto mehr Energie spart das Rechenzentrum ein. Zunächst gibt es bei der Förderung von Rechenzentren drei Optionen. Der Betreiber kann einerseits die vorhandene Anlagentechnik durch effizientere Anlagentechnik ersetzen oder erweitern. Anderseits wird bei der dritten Option der Neubau eines Rechenzentrums gefördert. Die Bundesförderung für Energie- und Ressourceneffizienz in der Wirtschaft schafft für Unternehmen Anreize zur Investition in effiziente Anlagentechnik. Je höher das energetische Optimierungspotential, desto höher die Aussichten auf Förderung. Daher lohnt es sich abzuschätzen, in welchen Bereichen des Rechenzentrums die meiste Energie verbraucht wird und dementsprechend auch tendenziell eingespart werden kann. Allein 35 bis 50 Prozent des Energieverbrauchs von Rechenzentren entfällt auf die Kühlung und stellt damit eines der größten Einsparpotenziale dar.

Energieeffizienz im Rechenzentrum beginnt bei der Kältetechnik

Neben lokalen Kühlkonzepten, wie die direkte Serverkühlung im Rack, gibt es ebenfalls umfassende Kühlkonzepte für Gebäude. Häufig nehmen die klimatischen Bedingungen und auch die baulichen Voraussetzungen Einfluss auf die Auswahl der geeigneten Kältetechnik. Deshalb setzen die Betreiber häufig auf ein Kühlkonzept mit Freikühler. Im Gegensatz zu energieintensiven Kältemaschinen nutzt der Freikühler die Umgebungsluft und verbraucht damit wesentlich weniger Energie. Hierbei gilt: Je besser die Kühltemperatur und die klimatischen Bedingungen des Standorts sind, desto effizienter ist der Freikühler. Weitere Maßnahmen wie die Kaltgangeinhausung steigert ebenfalls die Effizienz der Kältetechnik. Das macht sich zusätzlich in der Förderung bemerkbar.

Darüber hinaus gibt es Effizienzmaßnahmen wie die Abwärmenutzung zur Brauchwarmwassererwärmung oder eine Wärmepumpe, die an den Freikühler angeschlossen wird, um die Bürogebäude zu beheizen. Sofern Energie eingespart wird und CO2-Emissionen vermieden werden, sind diese Maßnahmen förderfähig.

Von der Effizienzmaßnahme zur Förderung

Die Bundesförderung für Energie- und Ressourceneffizienz in der Wirtschaft ist ein Anreizprogramm für Energieeffizienzmaßnahmen in der Industrie und dem Gewerbe. Veröffentlicht wurde dieses Förderprogramm vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi).

Da die Bundesförderung technologieoffen und für alle Branchen zulässig ist, profitieren auch Rechenzentrumsbetreiber davon. Insgesamt können bis zu 40 Prozent der förderfähigen Investitionskosten bezuschusst werden. Diese werden an die CO2-Einsparung gekoppelt. So erhalten kleine und mittlere Unternehmen (KMU) 900 Euro pro eingesparte Tonne CO2 im Jahr, bis zu maximal 40 Prozent Förderung. Bei großen Unternehmen sind es maximal 30 Prozent der förderfähigen Investitionskosten und 500 Euro pro eingesparter Tonne CO2 im Jahr, die gefördert werden.

Wichtig ist hierbei, dass die Anlagentechnik nicht vor dem Erhalt des Förderbescheids bestellt wird!

Der Förderzuschuss kann über zwei Finanzierungsmöglichkeiten wahrgenommen werden. Entweder erhält das Unternehmen die Förderung über einen Direktzuschuss vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) oder als Darlehensvariante mit einem Teilschulderlass über die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW).

Fazit

Die Energieeffizienz eines Rechenzentrums kann nicht an einer einzigen Größe festgemacht werden. Es sind viele Faktoren, die ein effizientes Gesamtkonzept ausmachen. So ist es einerseits die PUE und anderseits die Performance, die ausschlaggebend für die Effizienz im laufenden Betrieb sind. Wenn es jedoch um die Förderung geht, ist die PUE nicht maßgeblich dafür. Denn hierbei kommt es auf die effiziente Anlagentechnik und die Energieeinsparung an.

Eines ist sicher: Rechenzentren werden zukünftig nur dann erfolgreich sein, wenn der Energieverbrauch gemessen und überprüft wird und zusätzlich Investitionen für effiziente Technik getätigt werden. Dabei unterstützen Fördermittel nicht nur finanziell. Weitere positive Nebeneffekte sind:

  • kürzere Amortisationszeit,
  • niedrigere Energiekosten,
  • Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit,
  • und eine effiziente Anlagentechnik.

Sollten Rechenzentrumsbetreiber diese Entwicklungen ignorieren, müssen sie andernfalls damit rechnen, dass sie vom Wettbewerb überholt werden.

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